Apropos Olympiade – Hochleistungssport Musik

Apropos Olympiade – Hochleistungssport Musik


„Keine Musik ist etwas wert, von der man dem Hörer zuerst berichten muss, was darin erlebt ist, was er zu erleben hat. Man muss Ohren und ein Herz mitbringen und – nicht zuletzt – sich willig dem Rhapsoden hingeben. Ein Rest Mysterium bleibt immer – selbst für den Schöpfer.“


Gustav Mahler

Zur Zeit werden wir täglich über die sportlichen Höchstleistungen bei Olympia unterrichtet, aber wussten Sie, dass Musiker:innen gar nicht so viel vom Hochleistungssport trennt?

Auch beim Musizieren werden, ähnlich wie beim Sport, körperliche und geistige Höchstleistungen vollbracht. Schnelle Finger, langer Atem, höchste Konzentration auf Dirigent:in und Noten – bitte immer gleichzeitig… und natürlich viel Ausdauer, so eine Oper dauert ja gern mal zweieinhalb Stunden….

Wie bei Hochleistungssportlern, die für Olympia immer versuchen, „auf den Punkt genau für den entscheidenden Tag“ topfit zu sein, um ihre Höchstleistung abrufen zu können, müssen auch Musiker ständig an ihre physiologischen Leistungsgrenzen gehen. Und bei beiden gilt: minimale gesundheitliche „Störungen“ können die zu erbringende Leistung erheblich beeinträchtigen und damit immer auch zur Gefährdung des Berufs führen.

Es gibt kaum einen Beruf, bei dem immer sofort überprüft werden kann, ob die Leistung in der Qualität passt – und Fehler sind nicht korrigierbar! Mir fallen da vor allem Chirurgen ein… Diese permanente Qualitätskontrolle führt dann zusätzlich zu permanentem psychomentalen Stress, denn wenn ich an Qualität verliere, bin ich meinen Beruf ganz schnell los.

Foto – Orchesterprobe © Mariella Weiss



Nicht zu vergessen sind vor allem die Hörschäden, die nach den orthopädischen Problemen die zweithäufigste Ursache für ein Ausscheiden aus dem Beruf verantwortlich sind. Wir im Publikum genießen das harmonische Miteinander der Komposition, aber wer vor Schlagwerk oder Blechbläsern sitzt, der hat ein ganz anderes Hörempfinden….

Und was die Dirigent:innen angeht, so geht der Herzschlag, in Ruhe so um die 80, im Laufe eines Konzertes kontinuierlich nach oben, um dann über längere Zeit bis auf 165 Schläge pro Minute zu kommen – je nach Länge und Intensität des Stückes gern mal eine Stunde und länger! Ein Marathonlauf scheint mir dagegen eine gemütliche Angelegenheit, denn die emotionale Belastung ist gewaltig: Verantwortung für die Musiker, immer wieder auch stützen und vorbereiten, antreiben und bremsen, die Partitur immer im Blick, zugleich alle Musiker im Auge, damit die Einsätze abgestimmt sind, und der enorme Druck, perfekt sein zu müssen, denn das wird vom Publikum schließlich erwartet.

Foto – Orchesterprobe © Mariella Weiss



Dieses Wochenende erwartet uns die 5. Sinfonie von Gustav Mahler, und Mahler erfordert immer Höchstleistung! In seiner Sinfonie, von der Mahler selbst sagte: „Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk. Niemand capiert sie.“. Aber es geht um die Welt, vor allem die innere. Vom Trauermarsch bis zum fröhlichen Kinderlied, vom Wehklagen bis zum Liebesgeständnis an seine spätere Frau Alma ist alles dabei und sie gilt nicht umsonst als die Beliebteste seiner Sinfonien.

Nach so viel Emotionen dürfen wir uns dann an George Gershwin erfreuen, mit dem besonderen Genuss des chinesischen Starpianisten Haiou Zhang, der bestens vertraut ist mit Spielstätten wie der Elbphilharmonie, der Meistersingerhalle in Nürnberg oder dem Leipziger Gewandhaus, um nur einige zu nennen.

Liebes Publikum, wenn Sie die 5. Sinfonie von Gustav Mahler und die schwungvollen Melodien von George Gershwin am Samstag miterleben dürfen, wo unser Festivalorchester unter der Leitung von Cornelia von Kerssenbrock die zarten wie die gewaltigen Töne wieder mit Herzblut zu unserem Genuss zum Besten gibt, dann denken Sie daran – wenn der letzte Ton verklungen ist, dann hat eigentlich jeder eine Goldmedaille verdient! Ihr Applaus, das sind die Goldmedaillen der Musiker!

Und so wünsche ich Ihnen unendlich viel Freude und Genuss bei diesem tollen Konzert! Wir sehen uns auf dem Hügel….

Herzlichst, Ihre Christiane Berker

Foto – Orchesterprobe © Mariella Weiss