Marlene Dietrich und die Liebe

Marlene Dietrich und die Liebe


It ain’t over, till the fat lady stops singing” (Es ist erst vorbei, wenn die dicke Dame zu singen aufhört) (oder Spanien in der Nachspielzeit ein Tor schießt…)

Unbekannt

Dieser Spruch nimmt Bezug auf die Opernsopranistinnen früherer Zeiten, wo die Damen meist wohlbeleibt waren. Es geht vor allem um Wagners „Ring der Nibelungen“ und speziell den letzten Teil, der „Götterdämmerung.“ Wir treffen auf die Walküre Brunhilde, die traditionell als sehr vollbusige Dame dargestellt wird (= eher wohlbeleibt) und deren Abschiedsszene fast zwanzig Minuten dauert und direkt in das große Finale des gesamten Ringzyklus überleitet. Da es in der Götterdämmerung um das Ende der Welt geht, „ist es vorbei mit der Welt, wenn die dicke Frau aufhört zu singen“….

Wozu führe ich das alles aus? Nun, die Bedeutung der Phrase ist: glaube nie, dass du weißt, wie etwas ausgeht, was noch nicht zu Ende ist. Sie wird im englisch-sprachigen Raum gern im Sport eingesetzt. Und nein, es geht ausnahmsweise nicht um Fußball!

Heutzutage sind Sopranistinnen meist jung, schlank und agil, und wenn man das Glück hat, eine so talentierte Sängerin wie Diana Alexe, unsere Juliette in „Roméo et Juliette“ zu erleben, die nicht nur eine unglaubliche Stimme hat, sondern ihre Rolle so überzeugend spielt, dass man die Leidenschaft genauso spürt wie die Verzweiflung, dann hat das alles natürlich schon lange nichts mehr mit den Brünhilden vergangener Jahre zu tun. Und wenn dann noch ein toller Roméo, gesungen und gelebt durch Leonardo Sánchez, mit ihr zusammen die ganze Bühne erlebt und erleidet, dann ist ein spannendes Opernerlebnis vorprogrammiert. Und ja, es bleibt spannend, auch wenn die Geschichte bekannt ist…

Foto – Leonardo Sanchez (Romeo) © Verena von Kerssenbrock



Gefühlsachterbahn, das Verlieben, Bangen und Hoffen, die Leidenschaft und die glückselige Vereinigung. Nun erfahren wir ja nie, wie Schneewittchen genervt hinter ihrem Göttergatten herräumt, oder Aschenputtel traurig zu Hause sitzt, weil Prinzgemahl dauernd auf Geschäftsreise im Königreich unterwegs ist. Aber die meisten von uns wissen, dass es in der Beziehung keinen Verlass auf permanente Schmetterlinge im Bauch gibt. Und da kommt jetzt die Oper, das Theater, der Film ins Spiel: jede Liebesgeschichte, ob mit Happy End oder tragischem Ausgang, erinnert uns erneut an diese Zeit der Schmetterlinge, das über-den-Wolken-schweben, das Bangen und Sehen – und wenn die Oper dann tragisch ausgeht, lehnen wir uns beruhigt zurück: ja, wir haben unsere Hochs und Tiefs, aber sooo schlimm ist es auch wieder nicht, eigentlich sogar ganz schön (siehe Schmetterlings-Erinnerung).

Foto – Diana Alexe (Juliette) © Verena von Kerssenbrock



Und so wünsche ich Ihnen in diesem Sinne ein wunderschönes Opernerlebnis, lassen Sie sich an die ersten Schmetterlinge erinnern, und wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles mit Marlene Dietrich zu tun hat, dann müssen Sie sich „Roméo et Juliette“ anschauen und unsere Maestra fragen….

Von Herzen Ihre Christiane Berker

Foto – Leonardo Sanchez (Romeo) & Diana Alexe (Juliette) © Verena von Kerssenbrock