“Die Fledermaus” – Rezension von Linus Land

Victor Campos Leal (Alfred), Katja Bördner (Rosalinde) und Markus Nieminen (Frank)
(Foto Nicole Richter)

Ohrenbetäubendes Klatschen, den Boden erzitterndes Füßetrommeln, Jubelrufe und -pfiffe von allen Seiten, eins ist klar; Immlings Version der Strauß-Operette Die Fledermaus ist in jeder Hinsicht ein absoluter Publikumserfolg. Selten, nein, noch nie habe ich es erlebt (zugegebenermaßen bin ich gerade einmal 18), dass ein Opernpublikum während einer Aufführung so viel und so dröhnend laut gelacht hat. Und das ist auch absolut begründet, die Inszenierung ist nämlich von der ersten bis zur letzten Minute kurzweiligster Unterhaltungsgenuss. Das liegt natürlich auch am wunderbar bitterbösen, sehr ironischen Libretto und den dazugehörigen Ohrwürmern von Josef Strauß Sohn (aufpassen, Verwechslungsgefahr: weder Josef Strauß Vater, noch Komponist Richard Strauss, noch umstrittener Politiker Franz-Josef Strauß, der auch in die Inszenierung eingearbeitet wurde, was das alles nicht unbedingt leichter macht!). Aber so erfrischend und witzig ein Libretto auch sein mag, so leicht und tänzerisch die Musik auch komponiert ist, um beim Publikum anzukommen, braucht es einen Regisseur, der die Ideen und den Witz des Stückes aufgreifen und womöglich noch weiterführen kann, es braucht einen Dirigenten, der die Musik lebendig werden lässt und natürlich eine ganze Reihe Sänger, die beide Aufgaben bewältigen müssen. Und hierbei hat Immling eine ganze Reihe Glücksgriffe gezogen. Jedes hohe C sitzt genauso perfekt wie das komödiantische Timing und auch Chor und Orchester werden Strauß’ eingängigen Wienerischen Klängen gerecht. Bei aller Bravour der Darsteller gibt es doch zwei heimliche Stars; Uli Bauer als Frosch, der mit kabarettistischen Einlagen auf dem Höhepunkt der Geschichte für den perfekten Comic Relief sorgen und die wohl größten Lacher verbuchen konnte, und Saunameister Ivan (wunderbar gespielt von Bastian Unterseer), eine Rolle wie aus einem Chaplin-Film.

Natürlich ist die Inszenierung nicht nur auf Spaß und Gaudi angelegt. Die Geschichte über die dekadenten Intrigen einer gelangweilten Oberschicht mit Schlüsselfigur Adele, die als Kammerzofe gesellschaftliche Grenzen durchbrechen will, wird schön in Szene gesetzt, um modernere Anklänge – wie etwa feministische Nuancen – erweitert und somit an die heutige Zeit angepasst. Dennoch bleibt die Interpretation weitestgehend klassisch, was für viele Fans des Stücks eine beruhigende Wirkung haben sollte.