Frauen, Macht & Shadow Work – die dunkle Seite der Oper

Frauen, Macht & Shadow Work – die dunkle Seite der Oper

Am 8. März ist Weltfrauentag. Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr die Frauen in der Oper und beim Immling Festival eine so bedeutsame Rolle spielen.

Schon mal was von Shadow Work gehört? Nein? Aber doch hoffentlich von der dunklen Seite der Macht? Spätestens seit Star Wars wissen wir, alles hat eine dunkle und eine helle Seite. Die Lichtseiten sind leicht bekömmlich, gesellschaftsfähig und willkommene Gäste, wenn es um das öffentliche Leben geht. Die Schattenseiten brodeln in jedem von uns, meistens jedoch im Untergrund. Sie sind unterdrückt, ungebeten und abgewiesen. Shadow Work bezeichnet in der Psychologie die Arbeit mit dem Schattenselbst, mit den verschütteten Anteilen unserer Persönlichkeit, den Ängsten, den Traumata.

Was das mit Frauen in der Oper und dem Immling Festival zu tun hat? Schon letztes Jahr standen die Frauen im Mittelpunkt der Festspiele. Ob Violetta aus La Traviata, die Norma von Vincenzo Bellini oder Madame Butterfly, die kleine Frau Schmetterling – in all diesen Werken traten sie auf und spielten direkt oder indirekt eine tragende Rolle innerhalb des gesellschaftlichen, sozialen und politischen Miteinanders: ganz gleich ob sie als „listiges Weib“, standhafte Führungskraft oder verführte Dame auftraten.

Auch im Jahr 2023 präsentiert das Immling Festival die Macht der Frauen – sie treten stark und mystisch auf, aber diesmal stehen auch ihre Schattenseite markant im Rampenlicht. Da ist Salome, ein so schillernder wie widersprüchlicher und komplexer Charakter des Musiktheaters von Richard Strauss. Inmitten des Mächteverhältnisses zwischen ihrer Mutter Herodias und ihrem Stiefvater Herodes versucht Salome ihren Platz zu finden und zu bestehen. Ein gezeichnetes Kind wächst mit den Jahren zur Femme fatale heran, versucht, Macht auszuspielen und ihr soziales Umfeld zu kontrollieren. Dabei geht es um Rachsucht der blutrünstigsten Art, aber auch um die Sehnsucht nach der im wahrsten Sinne des Wortes tief verschütteten Liebe. „Salome“ ist brutal, zugleich gespickt von literarischen Scharfsinn und Wortwitz, und das alles auf der Grundlage überwältigend berührender Musik. Das Immling Festival freut sich, diesen feurigen Mix auf die Bühne zu bringen.

Wir bleiben in düsteren, nebulösen Gefilden, wir bleiben bei den Schattenseiten des Menschseins und ziehen von Palästina nach Buenos Aires. Auch hier treten Wesen aus der Unterwelt und im Schatten liegende Wesenszüge zutage. Durch einen heraufbeschworenen Geist tritt die verlorene Stimme Marias leibhaftig auf. Sie zieht durch die argentinische Großstadt, geleitet von den Klängen der Tangomusik. Sie plaudert, tänzelt, erinnert an unbeschwerte Kindheitstage. Schließlich endet ihre Reise unterirdisch: zwischen „Hurenmüttern und Dieben“, wo Identität und Erinnerung erlöschen. Mit Maria de Buenos Aires von Komponist Astor Piazzolla erwartet uns ein musikalisches Stimmungsgemälde in 16 Bildern, das intim und leise vom Licht ins Dunkel führt.

Mit Salome und María de Buenos Aires dürfen sich Opernliebhaberinnen und Opernliebhaber auf eine Reise Zwischen.Welten freuen, ein Taumel zwischen Hell und Dunkel und gewiss ein Musikerlebnis unkonventioneller, eindrucksvoller und intensiver Art.