“Kasperlgraf” und Pocci-Preis

Franz Graf von Pocci zieht als Interimsintendant das Nationaltheater auf einem Karren aus dem Dreck. Foto: Stadtmuseum München

Das Immling Festival zeigt noch bis zum 18. August im Rahmen der Festspiel-Veranstaltungen eine Ausstellung über Franz Graf von Pocci (1807 – 1876) und seine Zeit. Der Eintritt ist frei.

Etwa 600 eigene Kompositionen zeugen ab 1826 von seiner musikalischen Kreativität. Als Hofmusikintendant war er u.a. unter König Ludwig I. tätig. Das Amt war für Pocci nicht heiter, sondern eine ständige Herausforderung. Er war dafür verantwortlich, einer großen Gruppe von Berufsmusikern ein Auskommen zu sichern und deren Konflikte zu schlichten. Mit dem Regierungsantritt Ludwig II. gab er dieses Amt erleichtert wieder ab.

Kasperl Larifari; Foto: Pocci-Gesellschaft

KARIKATUREN UND SATIRISCHE BILDERGESCHICHTEN

Gezeigt werden in der Ausstellung „Franz Graf von Pocci, Humor und Musik“ satirische Zeichnungen, die die Probleme der Zeit widerspiegeln, z. B. zieht Pocci als Interimsintendant das Nationaltheater auf einem Karren aus den Dreck.

Ein weiteres Thema der Ausstellung ist Poccis Beitrag zur Entwicklung und drucktechnischen Präsentation der stürmischen Entwicklung des Humors und der Satire in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in München.

FREUNDLICHES HINTERFRAGEN UND SELBSTREFLEXION

Seine Verbindungen zu anderen Künstlern in dieser Aufbruchszeit am Ende der Romantik (Wegkollegen sind Carl Spitzweg und Wilhelm Busch) werden ebenfalls dargestellt. Dabei

wird seine schöpferische Vielfalt beim Komponieren, Zeichnen, Aquarellieren und als Autor von über 40 Kasperlkomödien gezeigt und mit seiner Persönlichkeit in Beziehung gebracht. Improvisation, Spontaneität des Augenblicks und immer freundlich satirisches Hinterfragen mit Selbstreflexion sind seine menschlichen Eigenschaften, die ihm den würdigenden Beinamen „der Kasperlgraf“ gegeben haben.

3.000 UNVERÖFFENTLICHTE KARRIKATUREN

Mit den etwa 3.000 unveröffentlichten Karikaturen seiner Freunde in den beiden Münchner Herrengesellschaften „Altanglia“ und „Gesellschaft der Zwanglosen“ gilt er als einer der ersten Karikaturisten Deutschlands und wurde daneben zum Mitbegründer der ersten satirischen Zeitschrift „Die fliegenden Blätter“, die von 1845 bis 1945 in München erschien. Die von ihm geschaffene Figur des Staatshämorrhoidarius wurde zum stehenden Begriff.

AUSGEZEICHNET!

Die Pocci-Gesellschaft e.V. hat sich dazu entschieden, Cornelia von Kerssenbrock, die Musikalische Leiterin des Immling Festivals, zusammen mit Ludwig Baumann, Intendant des Immling Festivals, in diesem Jahr mit dem Pocci-Preis auszuzeichnen.

Die Preisverleihung findet in diesem Jahr zum 14. Mal statt. Jedes Jahr werden Künstler ausgezeichnet, die in einem Arbeitsfeld, das Pocci auch geformt hatte, besonders hervorgetreten sind. Bekannte Preisträger waren u.a. die Brüder Well und Gerhard Polt für ihre kabarettistisch-musikalischen Programme sowie Wolf Euba als Schauspieler und Sprecher des Kasperl Larifari.

Die Übergabe des Pocci-Preises erfolgt am Samstag, 27. Juli vor der Vorstellung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ um 18 Uhr im Festspielhaus Immling.

Öffnungszeiten der Ausstellung: nur zu den Veranstaltungen des Immling Festivals