Zurück am Dirigentenpult

Cornelia von Kerssenbrock, Musikalische Leiterin des Immling Festivals, kehrt zurück ans Dirigentenpult. Im Interview spricht sie über die Highlights der kommenden Festivalsaison genauso wie über ihre Gesundheit und die „Immling-Familie“.

Cornelia von Kerssenbrock, die Musikalische Leiterin des Immling Festivals.
Foto: Martin Binder

Letztes Jahr haben Sie in Immling nicht dirigiert. Was war der Grund?

Eine langwierige Virus-Infektion hat mich komplett aus dem Verkehr gezogen. Über ein Jahr hat das gedauert. Bis vor Kurzem war es noch kritisch, aber jetzt ist die Energie wieder da. Ich kann proben und arbeiten und freue mich, dass ich in dieser Saison wieder am Dirigenten-Pult stehen kann.

Was sind in Ihren Augen die Besonderheiten des Immling Festivals?

Zu Immling gehört eine besondere Atmosphäre. Künstler aus bis zu 30 Nationen leben während des Immling Festivals zusammen wie eine große Familie. Unser Kinderchor, die Akademie Immling, unser Festivalchor, unsere Mitarbeiter und unsere Unterstützer gehören ebenfalls zu dieser Immling-Familie. Und das alles an einem besonderen Ort inmitten der Natur.

Worauf dürfen sich die Besucher des Immling Festivals 2019 freuen?

Zu den Highlights gehört „Die Fledermaus“ von Johann Strauss, die „Königin der Goldenen Operettenära“. Und „Don Giovanni“, Mozarts revolutionärste Oper, inhaltlich passend zur aktuellen „#MeToo-Debatte“.

Außerdem haben wir uns getraut, Puccinis gewaltiges Meisterwerk „Turandot“ auf die Bühne zu bringen. „Turandot“ ist die letzte Oper von Giacomo Puccini. All seine Lebenserfahrung, all seine musikalische Erfahrung liegen in dieser Oper, vereint mit einer unglaublichen Klangvielfalt. Puccini war ein leidenschaftlicher Mann, der sehr genau wusste, welche Charakterzüge Frauen haben können. Das hat er wunderbar in seiner Musik umgesetzt. Angefangen bei der eiskalten Prinzessin Turandot, deren Eis am Ende schmilzt, bis hin zu Liu, der leidenden Frau.

Welche Highlights gibt es noch dieses Jahr in Immling?

Der Festivalchor präsentiert sich, neben seinem Opernengagement, noch einmal in der „Großen Gala der Opernchöre“ zusammen mit Solisten des Festivals.

Ganz begeistert bin ich auch über den wieder so gut aufgestellten Jugendchor mit „SHREK – Das Musical“. Dazu noch die „Große Nacht des Musicals“, in der die jungen Chorsänger der Akademie Immling neben Solisten des Festivals mitsingen werden.

Ich freue mich da auf den direkt aus den USA einfliegenden Wahl-Amerikaner Mariusz Smolij (Houston Symphony Orchestra), der als Dirigent des Abends Broadway- Feeling direkt nach Immling bringen wird.

Eine spannende Neuerung ist „Cloud Music – A story about Tone and Transcendence“

Ja, ein ganz besonderes Konzert, initiiert und moderiert von Ludwig Baumanns Sohn, David Goldberg. Wir gehen damit in die Moderne, allerdings eine klanglich sehr harmonische Moderne mit Werken der Minimal Music. Die Musik von Terry Riley und John Adams wird ergänzt durch Tanz-Performances von jungen Tänzerinnen aus Wien und eine audiovisuelle Installation. Also ein Gesamterlebnis für viele Sinne mit jungen Künstlern – eine Versuchung wert…

Ihr Mann, Intendant Ludwig Baumann, inszeniert in diesem Jahr Puccinis „Turandot“, Sie haben die Musikalische Leitung inne. Wie läuft es so?

Wir diskutieren oft noch bis spät in der Nacht über das Verhältnis zwischen Calaf und Prinzessin Turandot. Warum er sie doch liebt, obwohl sie so eine eiskalte Frau ist. Und ob der quasi erzwungene Kuss eine Frau umstimmen kann.

Bei Mozarts „Don Giovanni arbeiten Sie mit Ihrer Schwester, Regisseurin und Bühnenbildnerin Verena von Kerssenbrock zusammen. Schwestern-Liebe?

Auf jeden Fall! Wir sind ein eingespieltes Team durch die Zusammenarbeit in dieser Konstellation seit 17 Jahren. Jede von uns beiden weiß, was die andere kann und wo ihre Stärken liegen.

Was bedeutet Ihnen Musik?

Musik ist ein Schlüssel zum Zugang des Innersten sowohl für mich als auch für andere Menschen. Ich möchte Menschen mit Musik berühren, bewegen, Emotionen erzeugen. Gerade Opern sind ein so toller Spiegel des Lebens.

Was wünschen Sie sich von Immling 2019?

Wenn ich sehe, wie jetzt gerade kurz vor der Premiere alle Beteiligten voller Begeisterung und mit Herzblut an der Vollendung der Aufführungen arbeiten, wünsche ich mir, dass dieser tolle Esprit auf das Publikum überspringt. Auch die Atmosphäre des Zusammenlebens verschiedenster Menschen, verschiedener Religionen und Nationen am besonderen Ort Immling zeigt, was Musik bewirken und bewegen kann.

Unsere Begeisterung soll auf viele Immling-Fans überspringen und unsere Musik wieder vielen Menschen direkt ins Herz gehen.

Spielplan und Tickets unter www.immling.de oder Tel. 08055 – 9034 0