Rückblick auf das Jahr 2017

Akademie Immling: “Into the woods”

Inszenierung & Bühnenbild: Verena von Kerssenbrock
Musikalischen Leitung: Manuel Huber
Choreographie: Andrea, Robert und Tanja Honner
Kostüme: Sanna Dembowski

Die Geschichte handelt von verschiedenen Märchenfiguren, die sich alle zusammen auf den Weg in den Wald machen, um dort ihre Träume zu erfüllen.

HINTER DEN KULISSEN
In diesem Stück gibt es eine ganz besondere Figur: Die Kuh Milchweiß. Wie der Name es schon verrät, ist diese Kuh schneeweiß und spielt in vielen Szenen eine wichtige Rolle. Doch nun stellten sich die Mitglieder der Akademie Immling die Frage: Woher bekommt man eine Kuh? Noch dazu in Lebensgröße? Und am besten noch kostenlos? 
Faszinierenderweise hatte die Firma des Vaters eines Jugendchormitglieds eine Kuh im Vorgarten stehen, mit der vor ein paar Jahren für Biogasanlagen geworben wurden. Mit ein bisschen Farbe ausgestattet, machte sich Verena von Kerssenbrock daran, die grün-gefleckte und von der Witterung angegriffene Kuh zu Restaurieren.
EINE KUH AM ROSENHEIMER FASCHINGSUMZUG
Da die Kuh gerade rechtzeitig zu Fasching fertig wurde und die Jugendlichen unbedingt noch Werbung für ihr Projekt machen wollten, wurde die Kuh fix auf einen Anhänger geschnallt. Schon ging es los und die Kuh Milchweiß eroberte das Faschingstreiben auf dem Rosenheimer Max-Josef-Platz am Faschingsdienstag. Zusammen mit den Mitgliedern des Tanzensemble der Dance Academy Pro People wurde die Kuh durch die verkleideten Scharen gefahren, es wurden Fotos gemacht und Flyer verteilt. Von Groß bis Klein, jeder freute sich, mit Milchweiß‘ Bekanntschaft zu machen. Abends durfte sie sich dann im Treppenhaus der Tanzschule ausruhen und von ihrem kleinen Abenteuer erholen, bevor sie dann schon wenige Wochen später im Rampenlicht auf der großen Opernbühne des Immling Festivals stand.

Trailer zu "Into the woods"

“Die sizilianische Vesper” von Giuseppe Verdi

Inszenierung: Stefano Simone Pintor
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
Bühnenbild: Claus Hipp
Geschichtlich gesehen beschreibt der Begriff ‚Die sizilianische Vesper‘ die am 30. März 1282 (Ostermontag zum Zeitpunkt der Vesper) zunächst in Palermo auf Sizilien ausgebrochene und von einer Serie von Massakern an Franzosen begleitete Erhebung der sizilianischen Bevölkerung gegen die französische Herrschaft unter Karl I., die sich schnell über die ganze Insel ausbreitete und zur Vertreibung des Hauses Anjou aus Sizilien führte.
Pintor hat sich dazu entschieden, die Inszenierung ins 19. Jahrhundert und somit in die Lebenszeit des Komponisten Verdis zu verlegen. Damit stützt er sich auf die Epoche des Risorgimento (1815-1870 in Italien), die nach mehreren revolutionären Erhebungen und den italienischen Unabhängigkeitskriegen mit der Vollendung der Einheit Italiens beendet wurde.
„Zeit, Raum und Protagonisten sind […] fast beliebig auf andere – auch heutige – Konfliktherde dieser Welt übertragbar, stehen doch vor allem zwei Machtprinzipien im Zentrum der Handlung: Herschafft und Unterdrückung. […] Ein verbranntes und rissiges Terrain wie das Siziliens macht es fast unmöglich, die Unterschiede zwischen den Überresten des letzten Herrschers und des bereits zuvor bestehenden Bodens auszumachen. Symbolisch für dies zur Idee, dass der Boden, über den die Figuren in Verdis Oper schreiten, nichts anderes ist als die Summe aus verschiedenen Schichten vergangener Staatsformen.“, so Dramaturg Florian Maier.
Der Regisseur sagt selbst zum Inszenierungsgedanken:
„Wir haben alle verloren, weil wir alle gleich sind. Wir entscheiden uns nicht von unseren Vorgängern, und unsere Nachfolger werden sich nicht von uns unterscheiden. Unabhängig ihrer Ära oder Herkunft bleibt die Menschheit immer gleich.“
HINTERGRUNDINFO ZU DEN KOSTÜMEN
Für Kostümbildnerin Kerstin Rossbander ist die große Herausforderung für die Figuren der Oper „sich nicht dem Hass und dem Krieg hinzugeben, sondern auf ihre inneren Stimmen zu hören.“
Unsere Backstage Reporterin Lea hat sie damals interviewt und ihr einige Fragen zur Ästhetik des 19. Jahrhunderts gestellt.

Trailer zu "Die sizilianische Vesper"

Der Liebestrank” von Gaetano Donizetti

Inszenierung: Verena von Kerssenbrock
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
DIE INSZENIERUNG
Die Regisseurin entschied sich, die magische Liebesgeschichte von Nemorino (Chuanliang Wang) und Adina (Elisa Cenni) auf die MS Immling zu verlegen und die Bühne der Festspielhalle in das Deck eines Kreuzfahrtschiffes zu verwandeln.
Nicht nur klassische Animateure fanden auf der MS Immling ihren Platz. Der Magier Dulcamara (Sergio Foresti) tritt z.B. als Pirat in Begleitung einer Meerjungfrau (Tanja Honner), eines weiteren Seeräubers (Devilal Chaudhary) und eines Oktopus (Patrick Zieke) auf. Der Tänzer Patrick Zieke ist unter anderem auch auf Pole Dance spezialisiert, sodass die große Stange, die auf der Bühne installiert wurde, auch auf diese Art und Weise akrobatisch bespielt wurde. „Die Stange an sich war gar nicht das Problem, jedoch war es gar nicht so leicht, alle acht Tentakel elegant über die Brüstung zu schwingen, um überhaupt an die Stange zu kommen. Wer hätte gedacht, dass Arme so im Weg umgehen können!“, erinnert sich der Tänzer lachend, als wir ihn vor ein paar Tagen nochmal auf die Produktion angesprochen haben.
HINTER DEN KULISSEN
Eine Besonderheit des Immling Festivals ist es ja, dass unsere Produktionsteam während der Proben- und Festivalzeit zusammen im Themenhotel Endorfer Hof wohnen. Da unsere KünstlerInnen aus der ganzen Welt kommen, kommt da der ein oder andere Ausflug in die schöne Chiemgauer Umgebung ganz recht. So hat es zum Beispiel auch das Team der Oper ‚Der Liebestrank‘ von Gaetano Donizetti in der Saison 2017 gemacht:
Zusammen erkundeten die Solisten den wunderschönen Chiemsee mit einem kleinen Motorboot und nutzen die Gelegenheit für ein Fotoshooting, das thematisch auch noch perfekt zur Inszenierung von Verena von Kerssenbrock passte.
Wer sich jetzt im Winter nach ein bisschen Urlaubsgefühl und Mittelmeerflair sehnt, kann sich gerne mithilfe des Inszenierungstrailers auf das Immlinger Kreuzfahrtschiff träumen.

Trailer zu "Der Liebestrank"

Einen noch tieferen Einblick in die Produktion bietet der Beitrag des Salzburger Senders RTS.

Beitrag des Salzburger Senders RTS

“Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck

Inszenierung: Ludwig Baumann
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
HINTER DEN KULISSEN
Bevor wir uns die Inszenierungsgrundlage für „Orpheus und Eurydike“ ansehen, nehmen wir doch erst einmal die drei Solisten der Oper etwas genauer unter die Lupe.
Rachel Croash, Modestas Sedlevičius und Maryna Zubko (2. Fotos, v. re. n. li.), die drei KünstlerInnen haben eins gemeinsam: Sie alle traten das erste Mal im März 2017 auf die Bühne des Immling Festivals. Im Rahmen des „Internationale Gesangswettbewerb Immling“ sangen sie sich nicht nur bis ins Finale, sondern auch in die Herzen der Jury und des Publikums. Der Gesangwettbewerb wird in Kooperation mit Lions Clubs International, Distrikt Bayern-Süd durchgeführt und unterstützt begabte junge Sängerinnen und Sänger beim Brückenschlag zwischen Ausbildung und Berufsleben. Über die Preisgelder hinaus erhalten ausgewählte Finalisten und Preisträger auch die Chance, im Rahmen des Immling Festivals mitzuwirken und Praxiserfahrung zu sammeln.
Genau diese Chance haben Modestas Sedlevičius, Maryna Zubko und Rachel Croash ergriffen und überzeugten die Intendanz von ihrem Talent. Als Orpheus, Eurydike und Amor unter der Regie von Intendanten Ludwig Baumann und der musikalischen Leitung von Cornelia von Kerssenbrock verkörperten sie die Figuren eine der wohl tragischsten Liebesgeschichten.
„Singen ist Grundvoraussetzung, aber ich liebe Sänger, die auch Schauspieler sind. Und ich glaube, da haben wir die Richtigen gefunden.“, so beschrieb der Regisseur damals die SängerInnen im Interview mit dem Salzburger Fernsehsender RTS.

Interview mit Ludwig Baumann und weiteren Hintergrundinfos von RTS

Wer noch einmal in die dunkle Welt von Orpheus‘ Wahn eintauchen möchte, kann sich hier den Trailer zur Inszenierung ansehen:
ZUR OPER:
Ludwig Baumann inszenierte diese universelle Tragödie von Liebe und Tod in der Zeit Sigmund Freuds. Schon dieser beschrieb:
“Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben”.
Als Orpheus‘ geliebte Eurydike in den ersten Minuten der Oper stirbt, steigt der tragische Held nicht wie üblich in die Unterwelt hinab, sondern landet auf der Couch eines Psychiaters. Der Psychiater, Liebesgott Armor, hat aber mehr seinen eigenen Ruf als die Heilung seines Patienten im Blick und landet, anstelle in der Unterwelt, in der Psychiatrie, verfolgt von seinen eigenen Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Er glaubt, seine verstorbene Frau zurück ins Leben holen zu können, doch wie in der ursprünglichen Fassung der Geschichte, misslingt dies.

Trailer zu "Orpheus und Eurydike"