3-FACH UNUMSTÖSSLICH, HERAUSRAGEND BRILLANT

Mit der zweiten Premiere des diesjährigen Immling Festival „NORMA“ gelang Regisseurin Seollyeon Konwitschny-Lee und Elodie Hache in der Hauptrolle ein künstlerisches Feuerwerk – feministisch und musikalisch voller Wucht und ohne den Funken eines Zweifels!

Die einmalige Kulisse von Immling lud am vergangenen Samstag auf ein Neues zu einem Abend des Hochgenusses ein. Und das auf allen Ebenen. Ein strahlend blauer Himmel, kulinarische Köstlichkeiten an jeder Zelt-Ecke und rundherum die einmaligen Bilder des Chiemgauer Landes. An diesem Abend auf dem Plan: die zweite Opern-Premiere der Festspiele, Vincenzo Bellinis Norma.

Am Ende dieses sommerlichen Abends mag die ein oder andere Träne dennoch geflossen sein, während die Künstlerinnen und Künstler ein letztes Mal vor das Publikum traten. Und das lag an der 3-fach unumstößlichen Kraft, man mag fast sagen Gewalt, mit der Elodie Hache, Seollyeon Konwitschny-Lee in der Rolle der Adalgisa auf der Bühne und Niina Keitel als Stimme von Adalgisa aus dem Orchestergraben auftraten und das Publikum in ihren Bann zogen.

Da ist die Geschichte von Norma, der Druidenpriesterin, die hin und her gerissen ist zwischen den Widersprüchen ihrer Gefühle und ihrer Aufgaben; zwischen der politischen Verantwortung gegenüber ihrem Volk hier, und ihrer Liebe zu Pollione und den beiden gemeinsamen Kindern, von denen niemand erfahren darf, da. Elodie Hache verkörperte durchdringend authentisch und voller musikalischer Präzision diese Gegensätzlichkeit und das während der gesamten 2,5 Stunden Spielzeit. Dabei traf sie in der Tat „Mitten ins Herz“, wie sie unbeirrt den Weg des Friedens für ihr Volk predigte und diesen in ihrer Schule der Wissenschaft lehrte.

Kraftvoll unterstützt wurde Norma von Adalgisa, die von Regisseurin Konwitschny-Lee keineswegs als Nebenbuhlerin oder gar Konkurrentin interpretiert wurde, wenngleich sie als neue Geliebte Polliones auftritt; vielmehr als Freundin und Gefährtin. Herausragende Leistung erbrachten hier die Regisseurin selbst und Nina Keitel in stimmlich und schauspielerisch ergänzendem Zusammenspiel; aufgrund des Krankheitsfalls von Margarita Gritskova musste dieses innerhalb wenigen Tagen einstudiert werden.

Auch wenn die drei Frauen mächtig und kraftvoll auftraten, so waren es zwei Männer, die an diesem Abend ebenfalls eine herausragende Leistung erbrachten und Norma als Gesamtwerk vollendeten: einerseits Evan Alexis Christ, der die musikalische Leitung Cornelia von Kerssenbrock vertrat und das Orchester und den Chor unbeirrt durch den Abend führte. Und Sung-Kyu Park, der Philip Modinos vertrat und in der Rolle des Pollione sowohl musikalisch als auch schauspielerisch glänzte.

Am Ende jubelte daher nicht nur das Publikum, sondern auch das gesamte Team des Immling Festival über den erfolgreichen Ausklang des Abends, der trotz des erforderten Improvisationsvermögens das musikalische und stilistische Niveau der Immling Festspiele in nichts nachstand.