Rückblick auf das Jahr 2012

“Der Brandner Kaspar” von Christian Auer und Karl-Heinz Hummel

Inszenierung: Verena von Kerssenbrock
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock

Bayerische Oper nach der Erzählung “Gschicht vom Brandner Kasper” (Franz von Kobell) von Christian Auer (Musik) und Karl-Heinz Hummel (Text)

Eine Weltpremiere auf Gut Immling.

Christian Auer und die besonderen Herausforderungen

Eine Uraufführung ist immer mit besonderen Herausforderungen verbunden. Im Laufe der Probenzeit entwickeln sich bestimmte Dinge und es kann immer wieder sein, dass ein Stück der Oper ganz gestrichen, ersetzt oder neu komponiert wird.

So war es auch beim „Brandner Kaspar“ der Fall. Der Komponist Christian Auer saß öfters in den Proben, wobei ihm Stellen auffielen, an denen er doch noch etwas ändern wollte. So bekamen zum Beispiel die Ministranten, drei Mitglieder des Kinderchors, noch zur vorletzten Probe neue Noten. Ob Version 2.2 oder 4.3, der Komponist war auch kurz vor der Premiere noch stets auf der Suche nach der nächsten Verbesserung.

 

Bekannte Komponisten und ihr Weg zur Uraufführung

Doch damit ist Christian Auer nicht allein in der Operngeschichte:

Die Legende besagt, Mozart habe die Ouvertüre für „Don Giovanni“ am Morgen der Premiere von 5 Uhr bis 7 Uhr fertig gestellt und dann zur Vervielfältigung weitergegeben. Angeblich hatte das Orchester keine Zeit mehr, das Stück zu Proben und spielte am Abend vom Blatt.

Rossini gab bei Richard Wagner an, er hätte den „Barbier von Sevilla“ in nur 13 Tagen geschrieben. Sein Tipp? „Warte auf die Nacht vor der Premiere. Nichts ist inspirierender als Notwendigkeit.“ Für die Oper „La gazza ladra“ wurde er angeblich mit vier Bühnenarbeiter von seinem Auftraggeber im Dachboden eingesperrt, um das Werk für die Premiere am gleichen Abend fertig zu stellen. Sobald er fertig war, sollte er die fertigen Seiten aus dem Fenster werfen, damit sie für das Orchester abgeschrieben werden konnten. Sollte er es nicht pünktlich schaffen, so lautete die Anweisung an die die Bühnenarbeiter, Rossini aus dem Fenster zu werfen.

Auch der Komponist Leonard Bernstein war der Meinung:

“To achieve great things, two things are needed; a plan, and not quite enough time.”

“Um Großartiges zu erreichen, braucht man zwei Dinge: Einen Plan und gerade nicht genug Zeit.”

Man kann also sagen, dass der Weg zur Uraufführung des ‚Brandner Kaspars‘ keineswegs untypisch verlaufen ist.

Das Team von Karl-Heiz Hummel und Christian Auer hat die Geschichte jetzt übrigens neu als Hörbuch zum bayrischen Singspiel rausgebracht. Wer sich dafür interessiert, kann ja mal beim Verlag vorbeischauen: Das Hörspiel als Audio-CD.

Noch einen Einblick in das Stück liefert dieses Video, das wir aus den Tiefen des Internets ausgegraben haben:

„Die Hochzeit des Figaro“  von Wolfgang Amadeus Mozart

Inszenierung: Waltraud Lehner
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
Kostüme: Yvonne Forster
Bühnenbild: Elisabeth Pedross
Mozarts Meisterwerk

„Die Hochzeit des Figaro“ oder auch „Der tolle Tag“ ist eines von Mozarts Meisterwerken der Theaterschöpfung. Mozart besitzt bereits als Dreißigjähriger ein sicheres Gefühl für bewegende dramatische und auch komische Situationen, eine tiefe Menschenkenntnis und das Wissen um die Regungen der weiblichen Psyche. All dies fließt in die 1786 am Wiener Burgtheater ur-aufgeführte Oper ein. Nach vielen spannenden Intrigen werden der Graf Almaviva, sein Kammerdiener Figaro und sein Page Cherubino von den klugen Frauen entlarvt.

Ein Skandal

Die Handlung der Oper basiert auf der Komödie „La Folle Journée ou le Mariage de Figaro“ (“Der tolle Tag” oder “Die Hochzeit des Figaro”) von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1778. Damals rief vor allem die deutsche Übersetzung den Ärger der Zensurbehörde hervor, da das damals als skandalträchtiges angesehenes Stück verschiedene Tabus brach: Die Adelsherrschaft wurde offen kritisiert, die Unmoral des Grafen drastisch ausgemalt, während der durch die Diener Figaro und Susanna repräsentierte dritte Stand dagegen aufgewertet wurde. Im Vergleich zur Vorlage milderte Da Ponte viele moralisch bedenkliche Stellen ab und ließ einige Details fort, die bei der Uraufführung in Wien kaum verstanden worden wären. Die politischen Spannungen ließ er dagegen weitgehend unverändert. Die Sprache ist weniger rhetorisch, andererseits emotionaler und sinnlicher, die Handlung leichter nachvollziehbar als bei Beaumarchais.

Die Regisseurin im „Figaro“-Fieber

„Die Musik wird zum Träger der Handlung und zum Gestalter des dramatischen Geschehens. Ungesagtes wird so hörbar gemacht. Damit schaffen Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte einen Mikrokosmos an Gefühlen von Menschen, die im Laufe eines Tages aufeinander prallen. Morgens, mittags, nachmittags und nachts: jeder Tageszeit, der dazugehörigen Atmosphäre und den Aggregatzuständen der Menschen ist ein Akt gewidmet. Wir dürfen die Figuren in ihrer Begrenzung und möglichen Grenzüberschreitung erleben, in der Intrige und Verstellung, im Licht und Dunkel ihrer Gefühle, für das es so schwer ist, Worte zu finden.“

„Julius Caesar“ von Georg Friedrich Händel

Inszenierung: Nastasja Ursuliak
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
Ausstattung: Claudia Weinhart
Barocke Melodien für die Ewigkeit

„Julius Caesar“ ist nicht nur eine der meistgespielten Händel-Opern seiner Zeit, auch heute noch ist die Heldengeschichte um den römischen Imperator und die ägyptische Schönheit Cleopatra ein Dauerbrenner in Opernhäusern rund um den Globus. Das Epos mit seiner verstrickten und sinnlichen Geschichte animierte den Georg Friedrich Händel zu barocken Melodien für die Ewigkeit. Der damals schon berühmte Komponist ging bei diesem Werk über den typischen Prunkstil der Barockepoche hinaus und malt mitreißende Klangbilder über Freude und Trauer, Macht und Liebe. Mit einem Weltklasse Ensemble mit den besten Sängern der damaligen Zeit feierte er mit der Uraufführung in London im Jahre 1724 einen seiner größten Erfolge.

Caesar und Cleopatra

Vordergründig geht es in der Oper um die Affäre Caesars und Cleopatras bei seiner Unterwerfung Ägyptens. Die Rolle des Caesar erscheint als der im Felde siegreiche Herrscher, der seine Eroberung nun gegen Palastintrigen des hinterhältigen Pharaos Ptolemäus verteidigen muss. Dessen Schwester Cleopatra will den Eindringling Caesar verführen, um ihn zu töten, doch sie verfällt schließlich selbst der Liebe. Überschattet wird das Geschehen von der Ermordung des Pompejus, des römischen Gegners von Caesar, eine Freveltat, die gerächt werden muss.

Die Bühne wird zum Feldlazarett

Die Regisseurin Nastasja Ursuliak verlegte in ihrer Inszenierung im Jahre 2012 die Handlung der Oper in ein Feldlazarett, ein Sinnbild für die von seelischen und körperlichen Verletzungen gezeichneten Protagonisten.

Über ihr Konzept sagt Sie:

„In der Oper Giulio Cesare geht es für mich nur auf den ersten Blick um einen Krieg zwischen zwei Nationen und deren neue Länder- und Machtverteilung. Mich interessiert vielmehr der ‚innerliche’ Krieg, den die Figuren in sich und miteinander ausfechten, als der ‚äußerliche’. So finden wir in dieser Oper eine Gruppe von Charakteren, die alle nach Glück, Frieden, Liebe oder Macht streben. Dieses Streben kostet sie fast all ihre Gefühle, Kraft und Emotionen. Sie werden fast wahnsinnig, stehen emotional kurz vor dem Zerbrechen und müssen ihr eigenes Scheitern miterleben, ohne es abwenden zu können. Diese Konfrontation mit den eigenen Problemen und Wünschen hat für mich einen fast therapeutischen Ansatz in der Auseinandersetzung mit der eigenen Person.“