Rückblick auf das Jahr 2003

„Der Vogelhändler“ von Carl Zeller

Regie: Verena von Kerssenbrock
Musikalische Leitung: Cornelia von Kerssenbrock
Seichte Unterhaltung oder Gesellschaftskritik?

Wir widmen uns heute in unserem Jubiläumscountdown der Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, die 1891 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. Ist Operette wirklich nur seichte Unterhaltung oder steckt vielleicht mehr dahinter? Wir schauen uns an, was die Regisseurin Verena von Kerssenbrock dazu sagt! Für die Produktion im Jahr 2003 übernahm Cornelia von Kerssenbrock die musikalische Leitung.

Die Operette spielt in der Pfalz am Anfang des 18. Jahrhunderts. Adam und seine Verlobte Christel wollen heiraten, doch es fehlt dem Vogelhändler an Geld. Um die Hochzeit finanzieren zu können. Deshalb trifft sich Christel mit dem Fürsten und besorgt ihm eine Anstellung. Allerdings missversteht Adam die Geste völlig: Er ist davon überzeugt, Christel habe eine Affäre mit dem Fürsten. Im Gegenzug verliebt er sich unverhofft in die Frau des Fürsten, die, getarnt als Bauernmädchen Marie, den Gerüchten um die Untreue ihres Mannes auf den Grund gehen will.

Schunkelidylle mit oberflächlichem Liebesgeplänkel?

Aber handelt es sich bei der Operette um eine Schunkelidylle mit oberflächlichem Liebesgeplänkel? „Der äußere Schein trügt,“, meint Regisseurin Verena von Kerssenbrock, „im Innern brodelt das gefährliche Spiel der Liebe in allen Varianten. Unterdrückung, Macht, Intrigenspiele und Gefühlschaos: Kein Gefühl macht Halt vor irgendeinem Gesellschaftsstand.“

Gegen das Vorurteil, dass es sich bei „Der Vogelhändler“ um eine nett und niedliche, deutsch-österreichische Heimatoperette handelt, wehrt die Regisseurin sich:

„Wenn man sich den Text genau durchliest, kann man „nett und niedlich“ eigentlich nicht mehr feststellen. Obrigkeiten, die die Untergebenen unterdrücken, ein Kurfürst, der jährlich eine „Jungfrau“ braucht, verschiedenartige Listen und Tücken, um an das Begehrte heranzukommen und das gefährliche Spiel der Geschlechter, das sich „Liebe“ nennt? Ganz aktuell aus dem Leben heraus und wohl kaum „nett und niedlich“. Das Ganze ist freilich in musikalische Leichtigkeit gepackt – stellt aber gerade dadurch eine gewisse Bissigkeit an den Tag, die vielleicht nicht jedermann auf den ersten Blick erkennen mag.“

„Allgemein ist die Operette keine unkritische Kunstgattung und geht mitunter sehr genau auf die Probleme der Zeit ein, in der sie entstanden ist. Auch wenn die Schärfe oft nicht so deutlich wird, ist sie doch vorhanden. Sie steckt im Detail. Wir vergessen, oder übersehen das aber gerne durch die Musik, die so leicht und unbeschwert scheint, aber auch durch die Aufführungsgeschichte. Man kann manche Stücke durchaus als Tanz auf dem Vulkan sehen. Denken Sie z. B. an Die Lustige Witwe. Hier wird der Balkan und der bevorstehende Erste Weltkrieg recht deutlich angesprochen.“

„Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart

Regie: Regie von Isabel Ostermann

Heute sehen wir in unserem Jubiläumscountdown einem ‚alten Bekannten‘ wieder! Aus dem Jahr 2003 steht heute Mozarts Don Giovanni auf dem Programm! Die Produktion fand damals unter der Regie von Isabel Ostermann statt, die wir in den nächsten Beiträgen zum Countdown noch öfters sehen werden!

Wer mehr über die Oper selbst und über die Hintergründe der Stoffwahl herausfinden möchte, der kann gerne mal beim Jubiläumscountdown von 2011 vorbeischauen! Wir frischen heute unser Allgemeinwissen ein bisschen auf und schauen uns den Komponisten Mozart etwas genauer an!

Mozart – Das Leben eines Wunderkindes

Wolfgang Amadeus Mozart wurde 1756 in Salzburg geboren. Sein Vater Leopold Mozart erkannte schnell das außergewöhnliche musikalische Talent seines Sohnes. Bereits im Alter von fünf Jahren erhielt das „Wunderkind“ von ihm Musikunterricht und komponierte erste Werke.

Ab 1762 organisierte Leopold Mozart Konzertreisen zu den großen Fürstenhöfen Westeuropas – von Deutschland, Belgien und Frankreich bis nach Wien und London, wo Wolfgang Amadeus gemeinsam mit seiner Schwester „Nannerl“ große Anerkennung fand. Nach einigen Jahren folgte die Rückkehr nach Salzburg, wo er in seiner Jugend als Konzertmeister der dortigen Hofmusik arbeitete. Im Rahmen ausgedehnter Reisen nach Italien, Wien und München strebte Mozart den Durchbruch als Opernkomponist an – trotz erster Erfolge wie „Mitridate, Re di Ponto“ (1770), „Lucio Silla“ (1772) oder auch „Idomeneo“ (1781) erfüllte sich dieser Traum aber lange Zeit nicht.

Aufgrund von Zerwürfnissen mit dem Erzbischof von Salzburg, seinem Dienstherrn, übersiedelte Mozart 1781 nach Wien, wo er Constanze Weber heiratete und als freischaffender Künstler, Opernkomponist und Musiklehrer wirkte. Mit dem Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ gelang 1782 der erste Wiener Erfolg, der ihn vor Ort etablierte und zahlreiche Folgeaufträge nach sich zog.

1784 trat er in die Freimaurer-Loge „Zur Wohltätigkeit“ ein. Bald darauf kam es zur ersten Zusammenarbeit mit dem Librettisten Lorenzo Da Ponte, aus der die Oper „Le nozze di Figaro“ (1786) am Burgtheater Wien hervorging. Infolge dieses Erfolgs wurde Mozart eingeladen, für das Prager Publikum eine eigene Vertonung des beliebten „Don Juan“-Stoffes zu gestalten. 1787 fand die Uraufführung statt, für die Wiener Erstaufführung im Jahr darauf arbeitete Mozart nochmals an seinem Werk und ersetzte einige Nummern durch Neukompositionen. Das Libretto des „Don Giovanni“ stammt erneut von Lorenzo Da Ponte – gemeinsam mit „Le nozze di Figaro“ und „Così fan tutte“ (1790) entstand so der bis heute legendäre „Da Ponte-Zyklus“ als eines der prägenden Beispiele einer gelungenen Synergie von Komponist und Librettist. „Don Giovanni“ steht dabei als „dramma giocoso“ („spielerisches/ komisches Drama“) zugleich in der Tradition Carlo Goldonis, der als Reformator der Komödie Mitte des 18. Jahrhunderts die Verbindung nobler Charaktere mit komischen Figuren wagte und gezielt versuchte, auch Rollen zwischen den Polen zu erfinden – „di mezzo carattere“.

1791, im Jahr der Geburt seines Sohnes Franz Xaver Wolfgang, komponierte Mozart „La clemenza di Tito“ und „Die Zauberflöte“ sowie den Großteil eines Requiems. Ende des Jahres starb er im Alter von nur 35 Jahren unter nie völlig geklärten Umständen und wurde in einem Armengrab beerdigt.

Wir bedanken uns bei unserem ehemaligen Mitarbeiter Florian Maier für die Zusammenstellung des Lebenslaufs für das Don Giovanni Programmheft aus dem Jahr 2019.